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Main heading: The Music of Gustav Mahler: A Catalogue of Manuscript and Printed Sources [rule] Paul Banks

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Symphony No. 2 – Three programmes

 

January 1896

Programme outlined  by Mahler in January 1896 (NBL2, 40; NBLE, 43–4 [revised below]).

   

Eines Abends hatte Mahler mir zuliebe veranstaltet, daß er und Walter bei Behn dessen Klavierauszug seiner Zweiten mir und ein paar intimsten Bekannten vorspielten. Obwohl ich sie teilweise schon in Steinbach von ihm gehört hatte, machte sie nun im Zusammenhang auf mich einen ungeheuren Eindruck.

One evening Mahler arranged a performance, by himself and Walter of Behn's piano reduction of the Second Symphony. This took place at Behn's house,' as a treat for me, in the company of a few close friends. Although I had already heard him play parts of it in Steinbach, its total impact on me now was tremendous.

Am nächsten Morgen sagte mir Mahler über sein Werk: „Der erste Satz enthält das titanenhafte Ringen eines in der Welt noch befangenen kolossalen Menschen mit dem Leben und dem Geschick, dem er immer wieder unterliegt; sein Tod. Der zweite und dritte Satz, Andante und Scherzo, sind Episoden aus dem Leben des gefallenen Helden. Das Andante enthält die Liebe. Das im Scherzo Ausgedrückte kann ich nur so veranschaulichen: Wenn du aus der Ferne durch ein Fenster einem Tanze zusiehst, ohne daß du die Musik dazu hörst, so erscheint dir Drehung und Bewegung der Paare wirr und sinnlos, da dir der Rhythmus als Schlüssel fehlt. So mußt du dir denken, daß einem, der sich und sein Glück verloren hat, die Welt wie im Hohlspiegel, verkehrt und wahnsinnig erscheint. – Mit dem furchtbaren Aufschrei der so gemarterten Seele endet das Scherzo.

The next morning Mahler spoke to me about this work: `The first movement depicts the titanic struggles of a mighty being still caught in the toils of this world; grappling with life and with the fate to which he must succumb – his death. The second and third movements, Andante and Scherzo, are episodes from the life of the fallen hero. The Andante tells of love. The experience behind the Scherzo I can describe only in terms of the following image: if, at a distance, you watch a dance through a window, without being able to hear the music, then the turning and twisting movement of the couples seems senseless, because you are not catching the rhythm that is the key to it all. You must imagine that to one who has lost his identity and his happiness, the world looks like this – distorted and crazy, as if reflected in a concave mirror. The Scherzo ends with the appalling shriek of this tortured soul.

Das Urlicht` ist das Fragen und Ringen der Seele am Gott und ihre eigene ewige Existenz.

The "Urlicht" represents the soul's striving and questioning attitude towards God and its own immortality.

Während die ersten drei Sätze erzählend sind, ist im letzten alles ein inneres Geschehen. Es beginnt mit dem Todesschrei in Scherzo. Und nun die Auflösung der furchtbaren Lebensfrage, die Erlösung. Zunächst, wie Glaube und Kirche sie sich über dieses Leben hinaus schufen: der Tag des jüngsten Gerichts. Ein Beben geht über die Erde. Hör' dir den Trommelwirbel an, und die Haare werden dir zu Berge stehen! Der große Appell ertönt: die Gräber springen auf und alle Kreatur ringt sich heulend und zähneklappernd von der Erde empor. Nun kommen sie alle aufmarschiert im gewaltigen Zuge: Bettler und Reiche, Volk und Könige, die ecclesia militans, die Päpste. Bei allen gleiche Angst, Schreien und Beben, denn vor Gott ist keiner gerecht. Dazwischen immer wieder – wie aus einer anderen Welt – von jenseits der große Appell. Zuletzt, nachdem alle im ärgsten Durcheinander aufgeschrien, nur noch die langhintönende Stimme des Totenvogels vom letzten Grabe her, die endlich auch erstirbt. – Und nun kommt nichts von all dem Erwarteten; kein himmlisches Gericht, keine Begnadeten und keine Verdammten; kein Guter, kein Böser, kein Richter! Alles hat aufgehört zu sein. Und leise und schlicht hebt an: ,Aufersteh'n, ja aufersteh'n.. .', wozu die Worte selbst Kommentar sind. Und mit keiner Silbe werde ich mich je mehr herbeilassen, eine Erklärung zu geben!" rief Mahler.

While the first three movements are narrative, in the last everything is inward experience. It begins with the death–shriek of the Scherzo. And now the resolution of the terrible problem of life – redemption. At first  how faith and the Church transcend this present life – the Day of Judgement. The earth trembles. Just listen to the drum–roll, and your hair will stand on end! The Last Trump sounds; the graves spring open, and all creation comes writhing out of the bowels of the earth, with wailing and gnashing of teeth. Now they all come marching along in a mighty procession: beggars and rich men, common folk and kings, the Church Militant, the Popes. All give vent to the same terror, the same lamentations and paroxysms; for none is just in the sight of God. Breaking in again and again – as if from another world – the Last Trump sounds from the Beyond. At last, after everyone has shouted and screamed in indescribable confusion, nothing is heard but the long drawn–out call of the Bird of Death above the last grave – finally that, too, fades away. There now follows nothing of what had been expected: no Last judgement, no souls saved and none damned; no just man, no sinner, no judge! Everything has ceased to be. And softly and simply there begins: "Auferstehn'n, ja aufersteh'n..." – the words themselves are sufficient commentary. 'And' cried Mahler 'I absolutely refuse to give another syllable of explanation!'

„Die Steigerung und der Aufschwung, der jetzt bis zum Schlusse folgt, ist ein so ungeheurer, daß ich selbst hinterher nicht weiß, wie ich dazu gelangen konnte."

'The increasing tension, working up to the final climax, is so tremendous that I don't know myself, now that it is over, how I ever came to write it.'

 

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March 1896

From a letter to Max Marschalk, 26 March 1896 (GMB, 188–9; GMSL, 180 [revised below])

Über die C–moll–Symphonie Ihnen nun etwas zu sagen, nachdem ich mich wie oben erklärt, hat für mich, wie Sie verstehen werden, etwas Mißliches. – Ich habe den ersten Satz „Totenfeier" genannt, und wenn Sie es wissen wollen, so ist es der Held meiner D–dur–Symphonie, den ich da zu Grabe trage, und dessen Leben ich, von einer höheren Warte aus, in einem reinen Spiegel auffange. Zugleich ist es die große Frage: Warum hast du gelebt? Warum hast du gelitten? Ist das alles nur ein großer, furchtbarer Spaß? – Wir müssen diese Fragen auf irgend eine Weise lösen, wenn wir weiter leben sollen – ja sogar, wenn wir nur weiter sterben sollen! In wessen Leben dieser Ruf einmal ertönt ist – der muß eine Antwort geben; und diese Antwort gebe ich im letzten Satz.

Having said all that, I now feel some misgivings, as you will appreciate, in setting out to say anything about the C minor symphony. – I called the first movement 'Totenfeier', and  it may interest you to know that it is the hero of my D major symphony who is being borne to his grave, and whose life life is reflected, as in a clear mirror, from higher standpoint. Here too the great question is asked: What did you live for? Why did you suffer? Is it all only a vast, terrifying joke? – We have to answer these questions somehow if we are to go on living – indeed, even if we are only to go on dying! The person in whose life this call has resounded, even if it was only once, must give an answer; and I give this answer in the last movement.

Der 2. und 3. Satz ist als Interludium gedacht: der 2. Satz, eine Erinnerung! Ein Sonnenblick, rein und ungetrübt, aus dem Leben dieses Helden.

The second and third movements are intended as an interlude, the second being a memory! A ray of sunlight, pure and cloudless, out of that hero's life.

Es ist Ihnen doch schon begegnet, daß Sie einen lieben Menschen zu. Grabe getragen, und dann vielleicht auf dem Rückwege erstand plötzlich das Bild einer längst vergangenen Stunde des Glücks, das sich Ihnen nun wie ein Sonnenstrahl in die 'Seele legt – durch nichts verdüstert – beinahe können Sie vergessen, was eben geschehen! Das ist der 2. Satz! – Wenn Sie dann aus diesem wehmütigen Traum aufwachen, und in das wirre Leben zurück müssen, so kann es Ihnen leicht geschehen, daß Ihnen dieses unaufhörlich bewegte, nie ruhende, nie verständliche Getriebe des Lebens grauenhaft wird, wie das Gewoge tanzender Gestalten in einem hell erleuchteten Ballsaal, in den Sie aus dunkler Nacht hineinblicken – aus so weiter Entfernung, daß Sie die Musik hierzu nicht mehr hören! Sinnlos wird Ihnen da das Leben, und ein grauenhafter Snuk, aus dem Sie vielleicht mit einem Schrei des Ekels auffahren! – Dies ist der 3. Satz! Was hierauf folgt, ist Ihnen ja klar! – – –

Also eigentlich knüpft meine 2. Symphonie direkt an die 1. an!

You must surely have had the experience of burying someone dear to you, and then, perhaps, on the way back some long–forgotten hour of shared happiness suddenly rose before your inner eye, sending as it were a sunbeam into your soul – not overcast by any shadow – and you almost forgot what had just taken place. There you have the second movement! – When you then awaken from that melancholy dream and are forced to return to this tangled life of ours, it may easily happen that this surge of life ceaselessly in motion, never resting, never comprehensible, suddenly seems eerie, like the billowing of dancing figures in a brightly lit ball–room that you gaze into from outside in the dark – and from a distance so great that you can no longer hear the music! Life then becomes meaningless, an eerie phantom state out of which you may start up with a cry of disgust. – There you have the third movement. What follows will be explained to you!

What it comes to, then, is that my Second Symphony grows directly out of the First!

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December 1901

Copy, sent to Justine Mahler in December 1901, of a programme prepared for an unnamed recipient (AMGM, 188–9 [corrected below]; AMGME3, 213–4 [revised below]; facsimile and translation also in DM2, 178–84 and GMS2Fac 40, 44–6):

Symphonie in C–moll

 

I. Satz. – Wir stehen am Sarge eines geliebten Menschen. Sein Leben, Kämpfen, Leiden und Wollen zieht noch einmal, zum letzten Mal an unserem geistigen Auge vorüber. – Und nun in diesem ernsten und im Tiefsten erschütternden Augenblicke, wo wir alles Verwirrende und Herabziehende des Alltags wie eine Decke abstreifen greift eine furchtbar ernste Stimme an unser Herz, die wir im betäubenden Treiben des Tages stets überhören: Was nun? Was ist dieses Leben – und dieser Tod? Giebt es für uns eine Fortdauer?

Symphony in C minor

 

1st movement. – We are standing beside the coffin of a man beloved. For the last time his life, his battles, his sufferings and his purpose pass before the mind's eye. And now, at this solemn and deeply stirring moment, when we are released from the paltry distractions of everyday life, our hearts are gripped by a voice of awe–inspiring solemnity, which we seldom or never hear above the deafening traffic of mundane affairs. What next? it says. What is life – and what is death? Have we any continuing existence?

Ist dies Alles nur ein wüster Traum, oder hat dieses Leben und dieser Tod einen Sinn? – Und diese Frage müssen wir beantworten, wenn wir weiter leben sollen.–

Is it all an empty dream, or has this life of ours, and our death, a meaning? – And we must answer this question if we are to go on living.

Die nächsten drei Sätze sind als Intermezzi gedacht.

The next three movements are conceived as intermezzi.

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2. SatzAndante: ein seliger Augenblick aus dem Leben dieses theueren Toten und eine wehmütige Erinnerung an seine Jugend und verlorene Unschuld.

2nd Movement.Andante. A blissful moment in the life of the dear departed and a mournful memory of youth and lost innocence.

3. Satz.Scherzo: der Geist des Unglaubens, der Verneinung hat sich seiner bemächtigt, er blickt in das Gewühl der Erscheinungen und verliert mit dem reinen Kindersinn den festen Halt, den allein die Liebe gibt; er verzweifelt an sich und Gott. Die Welt und das Leben wird ihm zum wirren Spuk; der Ekel vor allem Sein und Werden packt ihn mit eiserner Faust und jagt ihn bis zum Aufschrei der Verzweiflung.

3rd Movement.Scherzo. The spirit of unbelief and negation has taken possession of him. Looking into the turmoil of appearances, he loses together with the clear eyes of childhood the sure foothold which love alone gives. He despairs of himself and of God. The world and life become a witch's brew; disgust of existence in every form strikes him with iron fist and drives him to an outburst of despair.

4. Satz Urlicht (Alt–solo). Die rührende Stimme des naiven Glaubens tönt an unser Ohr.

„Ich bin von Gott, und will wieder zu Gott!

Der liebe Gott wird mir ein Lichtehen geben,

wird leuchten mir bis in das ewig selig Leben!”

4th Movement. The Primal Dawn. (Alto solo.) The moving voice of ingenuous belief sounds in our ears.

'I am from God and will return to God!

God will give me a candle

to light me to the bliss of eternal life.'

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5. Satz

Wir stehen wieder vor allen furchtbaren Fragen, und der Stimmung am Ende das 1. Satzes. –

Fifth Movement.

We are confronted once more by terrifying questions and the mood of the end of the 1st movement. –

Es ertönt die Stimme des Rufers: das Ende alles Lebendigen ist gekommen – das jüngste Gericht kündigt sich an, und der ganze Schrecken des Tages aller Tage ist hereingebrochen. – Die Erde bebt, die Gräber springen auf, die Toten erheben sich und schreiten in endlosem Zug daher. Die Grossen und die Kleinen dieser Erde – die Könige und die Bettler, die Gerechten und die Gottlosen – alle wollen dahin – der Ruf nach Erbarmen und Gnade tönt schrecklich an unser Ohr. – Immer furchtbarer schreit es daher – alle Sinne vergehen uns, alles Bewusstsein schwindet uns beim Herannahen des ewigen Geistes.

A voice is heard crying aloud: the end of all living beings is come – the Last Judgement is at hand and the whole horror of the day of days has come. The earth quakes, the graves burst open, the dead arise and stream on in endless procession. The great and the little ones of the earth – kings and beggars, righteous and godless – all press on – the cry for mercy and forgiveness strikes fearfully on our ears. – The wailing constantly rises higher – our senses desert us, consciousness dies at the approach of the eternal spirit.

Der „grosse Appell ertönt – die Trompeten der Apokalypse rufen; mitten in der grauenvollen Stille glauben wir eine ferne, ferne Nachtigall zu vernehmen, wie einen letzten zitternden Nachhall des Erdenlebens! Leise erklingt ein Chor der Heiligen und Himmlischen:

The 'Last Trump' is heard – the trumpets of the Apocalypse ring out; in the eerie silence that follows we think we can just catch the distant, barely audible song of a nightingale, a last tremulous echo of earthly life! A chorus of saints and heavenly beings softly breaks forth:

„Auferstehen, ja auferstehen wirst Du.

Da erscheint die Herrlichkeit Gottes! Ein wundervolles, mildes Licht durchdringt uns bis an das Herz – alles ist still und selig! – Und siehe da: Es ist kein Gericht – Es ist kein Sünder, kein Gerechter, kein Grosser – und kein Kleiner – es ist nicht Strafe und nicht Lohn! Ein allmächtiges Liebesgefühl durchleuchtet uns mit seligem Wissen und Sein!

'Thou shalt arise, surely thou shalt arise.'

Then appears the glory of God! A wondrous, soft light penetrates us to the heart – all is holy calm! And behold – it is no judgement – there are no sinners, no just. None is great, none is small – there is no punishment and no reward. An overwhelming love lightens our being. We know and are.

 
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