|
Lieder und Gesänge:
Texts
The sources of the texts used for the songs in volume 1 are
given below the texts. Those of the songs in
volumes II and III are from
Achim von Arnim, Clemens Brentano, Des Knaben Wunderhorn,
Alte deutsche Lieder, 3 vols (Heidelberg: Mohr u. Zimmer, 1806–08) and (with one exception) the transcriptions here
retain the original strophic structure. The right-hand column records the text as published in the songs
(PV1).
The Deutsches Textarchiv
provides an excellent searchable online facsimile and
transcription of the first edition:
Band I (1806),
Band II (1808),
Band III (1808). For details of the textual variants in
the manuscripts and printed editions of Mahler's settings, see
SWXIII/2ah
and
SWXIII/2at.
|
Volume I
No. 1
|
Frühlingsmorgen
Es klopft an die Scheiben der Lindenbaum
Mit dem Zweige blüthenbehangen:
Steh' auf! Steh' auf! Was liegst du im Traum?
Die Sonne ist aufgegangen!
Die Lerche ist wach, die Büsche weh'n,
Die Bienen summen und Käfer;
Und dein fleißiges Lieb' hab' ich auch schon geseh'n, —
Steh' auf, Langschläfer, Langschläfer!
|
Frühlingsmorgen
Es klopft an das Fenster der Lindenbaum
mit Zweigen blütenbehangen:
Steh' auf! Steh' auf! Was liegst du im Traum?
Die Sonn' ist aufgegangen!
Steh' auf!' Steh' auf!
Die Lerche ist wach, die Büsche weh'n!
Die Bienen summen und Käfer!
Steh' auf! Steh' auf!
Und dein munteres Lieb' hab' ich auch
schon geseh'n.
Steh' auf, Langschläfer! Langschläfer, steh' auf!
Steh' auf! Steh' auf!
|
Richard Leander (Richard von Volkmann):
Gedichte, 3rd ed. (Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1885), p. 75
|
In Mahler high-voice autograph (AVh), the
text of the second line reads
'mit den Zweigen blütenbehangen'. |
|
|
No. 2 |
Erinnerung
Es
wecket meine Liebe
Die
Lieder immer wieder;
Es
wecken immer wieder
Die
Liebe meine Lieder.
Die
Lippen, die da träumen
Von
deinen heißen Küssen,
In Sang
und Liedesweisen
Von dir
sie tönen müssen.
Und
wollen die Gedanken
Der
Liebe sich entschlagen,
So
kommen meine Lieder
Zu mir
mit Liebesklagen!
So
halten mich in Banden
Die
beiden immer wieder:
Es weckt
das Lied die Liebe,
Die
Liebe weckt die Lieder.
|
Erinnerung
Es wecket meine Liebe
die Lieder immer wieder!
Es wecken meine Lieder
die Liebe immer wieder!
Die Lippen, die da träumen
von deinen heißen Küssen,
in Sang und Liedesweisen
von dir sie tönen müssen!
Und wollen die Gedanken
der Liebe sich entschlagen,
so' kommen meine Lieder
zu mir mit LieLiebesklagen!
So halten mich in Banden
die Beiden immer wieder!
Es weckt das Lied die Liebe!
Die Liebe weckt die Lieder!
|
Richard Leander (Richard von Volkmann):
Gedichte, 3rd ed. (Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1885), p.
83 |
|
|
|
No. 3 |
|
|
Hans und Grete (Volkslied)
Ringel, ringel Reih'n!
Wer fröhlich ist, der schlinge sich ein!
Wer Sorgen hat, der laß sie daheim!
Wer ein liebes Liebchen küßt, wie glücklich der ist!
Ei, Hansel, du hast ja kein's!
So suche dir ein's
Ein schönes Liebchen, das ist was Fein's
Juche! Juche!
Ringel, ringel Reih'n!
Ei, Gretchen, was stehst denn so allein?
Guckst doch hinüber zum Hanselein?
Und ist doch der Mai so grün?
Und Lufte, sie zieh'n!
Ei, seht doch den dummen Hans!
Wie rennet zum Tanz!
Er suchte ein Liebchen, Juche!
Er fand's Juche! Juche!Juche!
Ringel, ringel, Reih'n!
Ringel Reih'n!
Ringel Reih'n!
Reih'n!
|
|
Despite Mahler's subtitle there is no
evidence this text is from a folksong. It was originally set
in 1880 as
Maitanz im Grünen, and was almost certainly written
by the composer.
|
|
|
No. 4 |
|
Gesang
(hinter der Bühne)
Ist's dein Wille, süße Maid,
Meinem heißen Liebesstreben
Erst im Tode Lohn zu geben,
0, da wart ich lange Zeit!
Soll ich deine Gunst genießen
Erst nach meinem Erdengange,
Währt mein Leben mir zu lange;
Mag's nur gleich im Nu zerfließen!
Ist's dein Wille, süße Maid,
Meinem heißen Liebesstreben
Erst im Tode Lohn zu geben,
0, das ist gar lange Zeit!
|
Serenade
Ist's dein Wille, süße Maid,
meinem heißen Liebesstreben
erst im Tode Raum zu geben,
o, da wart' ich lange Zeit,
o, da wart' ich lange Zeit!
Soll ich deine Gunst genießen
erst nach meinem Erdengange,
währt mein Leben allzulange!
Mag es gleich im Nu zerfließen,
mag es gleich im Nu zerfließen!
Ist's dein Wille, süße Maid,
meinem heißen Liebesstreben
erst im Tode Raum zu geben,
o, das ist gar lange Zeit,
gar zu lange Zeit!
|
Tirso de Molina (Gabriel Tellez, 1571–1648),
Don Juan, der Verführer von Sevilla oder der steinerne
Gast, tr. Ludwig Braunfels, in Spanisches Theater,
ed. Moritz Rapp, vol. 5 (Hildburghausen, Bibl. Institut,
1870), pp. 128, 129.
The song appears in Act 3, sc. 16.
|
|
|
|
No. 5 |
|
Gesang
Das Mägdlein trat aus dem Fischerhaus;
Die Netze warf sie ins Meer hinaus:
Und wenn kein Fisch in das Netz ihr ging,
Die Fischerin doch die Herzen fing,
Die Herzen!
|
Phantasie
Das Mägdlein trat aus dem Fischerhaus,
die Netze warf sie in's Meer hinaus,
die Netze warf sie in's Meer hinaus,
in's Meer hinaus!
Und wenn kein Fisch in das Netz ihr ging,
die Fischerin doch die Herzen fing,
die Herzen, die Herzen!
Die Winde streifen so kühl umher,
erzählen leis' eine alte Mär','
erzählen leis' eine alte Mär', eine alte Mär'!
Die See erglühet im Abendrot,
die Fischerin fühlt nicht Liebesnot
im Herzen, im Herzen!
|
Tirso de Molina (Gabriel Tellez, 1571–1648),
Don Juan, der Verführer von Sevilla oder der steinerne
Gast, tr. Ludwig Braunfels, in Spanisches Theater,
ed. Moritz Rapp, vol. 5 (Hildburghausen, Bibl. Institut,
1870), p. 67.
The song appears in Act 1, sc. 21. |
The author of the second stanza is unknown;
it could be by Mahler, but if this setting was prepared in
1887 for the production of the play at the Vereinigte
Stadt-Theater, Leipzig it might have been written by Ernst
Gettke, who adapted the work for this revival (see the
notes on the texts). |
|
Volume II
No. 1
|
Um die Kinder still und artig zu machen
Es kam ein Herr zum Schlößli
Auf einem schönen Rößli,
Da lugt die Frau zum
Fenster aus
Und sagt: »Der Mann ist nicht zu Haus
|
Um schlimme Kinder artig zu machen
Es kam ein Herr zum
Schlösseli
auf einem schönen Röss'li, kukukuk, kukukuk!
Da lugt die Frau zum
Fenster aus
und sagt: „der Mann ist nicht zu Haus,
|
Und niemand heim als
Kinder
Und 's Mädchen auf der Winden.«
Der Herr auf seinem Rößli
Sagt zu der Frau im Schlößli:
|
und niemand, und
niemand,
und niemand heim als meine
Kind';
und's Mädchen, und's Mädchen ist auf der
Wäschewind!”
Der Herr auf seinem Rösseli
sagt zu der Frau im Schlösseli: Kukukuk,
kukukuk!
|
»Sind's gute Kind, sind's böse Kind?
Ach, liebe Frau, ach sagt geschwind.«
Die Frau, die sagt: »Sehr
böse Kind,
Sie folgen Muttern nicht geschwind.« |
„Sind's gute Kind', sind's böse Kind'?
Ach, liebe Frau, ach sagt geschwind,” kukukuk, kukukuk!
„In meiner Tasch' für folgsam Kind',
da hab ich manche Angebind", kukukuk,
kukukuk!
Die Frau, die sagt: „sehr
böse Kind'!
Sie folgen Muttern nicht geschwind, sind böse, sind böse!"
Die Frau, die sagt: „sehr
böse Kind'!
Sie folgen Muttern nicht geschwind, sind böse, sind böse!" |
Da sagt der Herr: »So reit
ich heim
Dergleichen Kinder brauch ich
kein.«
Und reit auf seinem Rößli
Weit, weit entweg vom Schlößli. |
Da sagt der Herr: „so reit'
ich heim,
dergleichen Kinder brauch ich kein'!" Kukukuk, Kukukuk!
Und reit' auf seinem Rösseli
weit, weit entweg vom Schlösseli! Kukukuk,
Kukukuk! |
Achim von Arnim and Clemens
Brentano, Des Knaben Wunderhorn,
vol. 1 (Heidelberg, 1806), 362–3
|
|
|
|
No. 2
|
|
Waldvögelein
Ich ging mit Lust durch einen grünen Wald,
Ich hört die Vöglein singen,
Sie sangen so jung, sie sangen so alt,
Die kleinen Waldvöglein in dem Wald,
Wie gern hört ich sie singen.
|
Ich ging mit Lust
Ich ging mit Lust durch einen grünen Wald,
ich hört' die Vöglein singen.
Sie sangen so jung, sie sangen so alt,
die kleinen Waldvögelein im grünen Wald, im grünen Wald!
Wie gern hört' ich sie singen, ja singen!
|
Nun sing, nun sing, Frau Nachtigall,
Sing du's bei meinem Feinsliebchen:
„Komm schier, komm schier, wenn's finster ist,
Wenn niemand auf der Gassen ist,
Herein will ich dich lassen.”
|
Nun sing', nun sing', nun sing', Frau Nachtigal!
Sing' du's bei meinem Feinsliebchen:
Komm' schier, komm' schiert wenn's finster ist,
wenn niemand auf der Gasse ist,
dann komm' zu mir, dann komm' zu mir!
Herein will ich dich lassen, ja lassen!
|
Der Tag verging, die Nacht brach an,
Er kam zu Feinslieb gegangen;
Er klopft so leis wohl an den Ring:
„Ei, schläfst du oder wachst du, Kind?
Ich hab so lang gestanden.”
|
Der Tag verging, die Nacht brach an,
er kam zu Feinsliebchen, Feinsliebchen gegangen!
Er klopft so leis' wohl an den Ring,
ei, schläfst du oder wachst, mein Kind?
Ich hab' so lang' gestanden,
Ich hab' so lang' gestanden!
Es schaut der Mond durch's Fensterlein
zum holden süßen Lieben,
die Nachtigall sang die ganze Nacht.
Du schlafselig' Mägdelein, nimm dich in Acht,
nimm dich in Acht!
Wo ist dein Herzliebster geblieben?
|
„Daß du so lang gestanden hast,
Ich hab noch nicht geschlafen,
Ich dacht als frei in meinem Sinn,
Wo ist mein Herzallerliebster hin,
Wo mag er so lang bleiben?”
„Wo ich so lang geblieben bin,
Das darf ich dir wohl sagen:
Beim Bier und auch beim roten Wein
Bei einem schwarzbraunen Mädelein,
Hätt deiner bald vergessen.”
|
|
Achim von Arnim and Clemens
Brentano, Des Knaben Wunderhorn,
vol. 3 (Heidelberg, 1808), 83–4 |
|
|
|
No. 3
|
|
Abschied für immer
Heute marschieren wir,
Morgen marschieren wir
Zu dem hohen Thor hinaus
Ey, du wacker schwarzbraun Mägdlein,
Unsre Lieb ist noch nicht aus.
|
Aus! Aus!
„Heute marschieren wir! Juchhe, juchhe, im grünen Mai!
Morgen marschieren wir
zu dem hohen Thor hinaus,
zum hohen Thor hinaus! Aus!" |
Reist du schon fort?
Reist du denn schon fort?
Kommst du niemals wieder heim?
Und wenn du kommst in ein fremdes Ländchen,
Liebster Schatz, vergiß mein nicht. |
„„Reis'st du denn schon fort? je,—je!
Mein Liebster! Kommst niemals wieder heim?
Je! Je! Mein Liebster!””
„Heute marschieren wir, juchhe, juchhe, im grünen Mai!
Ei, du schwarzbraun's Mägdelein,
uns're Lieb' ist noch nicht aus,
die Lieb' ist noch nicht aus, aus!
|
Trink du ein Gläschen Wein
Zur Gesundheit mein und dein,
Kauf mir einen Strauß am Huth,
Nimm mein Tüchlein in die Tasche,
Deine Thränlein mit abwasch.
|
Trink' du ein Gläschen Wein
zur Gesundheit dein und mein!
Siehst du diesen Strauß am Hut?
Jetzo heißt's marschieren gut!
Nimm das Tüchlein aus der Tasch',
deine Thränlein mit abwasch'!
Heute marschieren wir, juchhe, juchhe, im grünen Mai,
morgen marschieren wir, juchhe, im grünen Mai!”
|
Es kommt die Lerche,
Es kommt der Storch,
Es kommt die Sonne ans Firmament.
In das Kloster will ich gehn,
Weil ich mein Schätzchen nicht mehr thu sehen
Weil nicht wiederkommt mein Schatz!
|
„„Ich
will in's Kloster geh'n,
weil mein Schatz davon geht!
Wo geht's denn hin, mein Schatz?
Gehst du fort, heut'
Und kommst nimmer wieder?
Ach! Wie wird's traurig sein hier in dem Städtchen!
Wie bald vergißt du mein!
Ich armes Mädchen!””
|
„Dorten sind zwey Turteltäubchen,
Sitzen auf dem dürren Ast,
Wo sich zwey Verliebte scheiden,
Da verwelket Laub und Gras,
Was bat mich ein schöner Garten,
Wenn ich nichts darinnen hab,
Was bat mich die schönste Rose,
Wenn ich sie nicht brechen soll,
Was bat mich ein jung frisch Leben,
Wenn ichs nicht der Lieb ergeb?”
|
„Morgen marschieren wir,
juchhe, juchhe, im grünen Mai!
Tröst' dich, mein lieber Schatz,
im Mai blüh'n gar viel Blümelein!
Die Lieb' ist noch nicht aus!
Aus! Aus! Aus! Aus!” |
Achim von Arnim and Clemens
Brentano, Des Knaben Wunderhorn,
vol. 2 (Heidelberg, 1808), 31–2 |
|
|
|
No. 4 |
|
Starke Einbildungskraft
Mädchen:
Hast gesagt, du willst mich nehmen,
Sobald der Sommer kommt.
Der Sommer ist gekommen,
Du hast mich nicht genommen,
Geh, Buble, geh, nehm mich! Gelt ja,
Du nimmst mich noch. |
Starke Einbildungskraft
Mädchen:
Hast gesagt, du willst mich
nehmen,
sobald der Sommer kommt!
Der Sommer ist gekommen, ja
kommen,
Du hast mich nicht genommen, ja
nommen!
Geh', Büble, geh'!, Geh', nehm
mich! Geh', Büble, geh'!, Geh', nehm mich!
Gelt ja? Gelt ja? Gelt ja,
Du nimmst mich noch.
|
Bube Wie soll ich dich denn nehmen,
Und wenn ich dich schon hab,
Denn wenn ich halt an dich gedenk,
Denn wenn ich halt an dich gedenk,
So mein ich, so mein ich, ich mein,
Ich wär bey dir. |
Büble Wie soll ich dich denn nehmen,
die weil ich dich schon hab'?
Und wenn ich halt an dich gedenk',
und wenn ich halt an dich gedenk',
so mein' ich, so mein' ich, ich mein'
Ich alleweile: ich wär' schon bei dir!
|
Achim von Arnim and Clemens
Brentano, Des Knaben Wunderhorn,
vol. 1 (Heidelberg, 1806), 373–4 |
|
|
|
Volume III
No. 1
|
Der Schweizer
Zu Straßburg auf der Schanz,
Da ging mein Trauren an,
Das Alphorn hört ich drüben wohl
anstimmen,
Ins Vaterland mußt ich
hinüberschwimmen,
Das ging nicht an.
|
Zu Straßburg auf der Schanz'
Zu Straßburg auf der Schanz',
Da ging mein Trauren an!
Das Alphorn hört ich drüben wohl
anstimmen,
in's Vaterland mußt ich hinüber
schwimmen,
Das ging ja nicht an, Das ging
ja nicht an,
|
Ein Stunde in der Nacht
Sie haben mich gebracht;
Sie führten mich gleich vor des
Hauptmanns Haus,
Ach Gott, sie fischten mich im
Strome auf,
Mit mir ist's aus.
|
Ein' Stund' in der Nacht sie haben
mich gebracht;
sie führten mich gleich vor des Hauptmann's Haus!
Ach Gott! Sie fischten mich im
Strome aus!
mit mir ist es aus!
|
Frühmorgens um zehn Uhr
Stellt man mich vor das
Regiment;
Ich soll da bitten um Pardon
Und ich bekomm doch meinen Lohn,
Das weiß ich schon.
|
Früh morgens um zehn Uhr
stellt man mich vor's Regiment!
Ich soll da bitten um Pardon, um
Pardon!
Und ich bekomm' doch meinen Lohn,
Und ich bekomm' doch meinen Lohn,
Das weiß ich schon, das weiß ich
schon!
|
Ihr Brüder allzumal,
Heut seht ihr mich zum
letztenmal;
Der Hirtenbub ist doch nur
schuld daran,
Das Alphorn hat mir solches
angetan,
Das klag ich an.
|
Ihr Brüder all'zumal, ihr Brüder
all'zumal,
heut' seht ihr mich zum letzten
mal;
heut' seht ihr mich zum letzten
mal!
Der Hirtenbub' ist nur schuld
daran!
Das Alphorn hat mir's angetan,
das hat mir's angetan,
Das klag' ich an, das klag' ich
an,
|
Ihr Brüder alle drei,
Was ich euch bitt, erschießt mich gleich;
Verschont mein junges Leben nicht,
Schießt zu, daß das Blut rausspritzt,
Das bitt ich euch.
|
|
0 Himmelskönig, Herr!
Nimm du meine arme Seele dahin,
Nimm sie zu dir in den Himmel ein,
Laß sie ewig bei dir sein
Und vergiß nicht mein!
|
|
Achim von Arnim and Clemens
Brentano, Des Knaben Wunderhorn,
vol. 1 (Heidelberg, 1806), 145–6 |
|
|
|
No. 2 |
|
Ablösung
Kukuk hat sich zu todt gefallen
An einer holen Weiden,
|
Ablösung im Sommer
Kukuk hat sich zu Tode gefallen, Tode gefallen'
an einer grünen Weiden! Weiden! Weiden!
Kukuk ist todt! Kukuk ist todt!
hat sich zu Tod' gefallen!
|
Wer soll uns diesen Sommer lang
Die Zeit und Weil vertreiben?
|
Wer soll uns denn den Sommer langt
die Zeit und Weil' vertreiben?
Kukuk! Kukuk!
Wer soll uns denn den Sommer lang
die Zeit und Weil vertreiben?
|
Ey das soll thun Frau Nachtigall,
Die sitzt auf grünem Zweige;
|
Ei! Das soll thun Frau Nachtigall!
Die sitzt auf grünem Zweige!
Die kleine, feine Nachtigall,
die
liebe, süße Nachtigall!
|
Sie singt und springt, ist allzeit froh,
Wenn andre Vögel schweigen.
|
Sie singt und springt, ist all'zeit froh,
Wenn andre Vögel schweigen
Wir warten auf Frau Nachtigall,
die wohnt im grünen Hage,
und wenn der Kukuk zu Ende ist,
dann fängt sie an zu schlagen!
|
Achim von Arnim and Clemens
Brentano, Des Knaben Wunderhorn,
vol. 3 (Heidelberg, 1808), 111.
Exceptionally the layout used here does not preserve that of
the original edition, where the text is presented as a
single eight-line stanza. |
|
|
|
No. 3 |
|
Drei Reiter am Tor
Es ritten drei Reiter zum Thor
hinaus,
Ade!
Feins Liebchen schaute zum
Fenster hinaus,
Ade!
Und wenn es denn soll geschieden
seyn,
So reich mir dein goldenes
Ringelein,
Ade! Ade! Ade!
Ja, scheiden und lassen thut weh.
|
Scheiden und Meiden
Es ritten drei Reiter zum Thore
hinaus!
Ade! Ade!
Fein's Liebchen, das schaute zum
Fenster hinaus!
Ade! Ade! Ade!
Und wenn es denn soll geschieden
seyn,
So reich' mir dein goldenes
Ringelein!
Ade! Ade!
Ja, Scheiden und Meiden tut weh,
tut weh,
Ade! Ade! Ade!
|
Und der uns scheidet, das ist der Tod,
Ade!
Er scheidet so manches Jungfräulein roth,
Ade!
Und wär doch geworden der liebe Leib,
Der Liebe ein süßer Zeitvertreib,
Ade! Ade! Ade!
Ja, scheiden und lassen thut weh.
|
|
Er scheidet das Kind wohl in der Wieg,
Ade!
Wenn werd ich mein Schätzel doch kriegen?
Ade!
Und ist es nicht Morgen? Ach wär es doch
heut,
Es macht uns allbeiden gar große Freud,
Ade! Ade! Ade!
Ja, scheiden und lassen thut weh.
|
Er scheidet das Kind schon in der Wieg',
Ade! Ade!
Wann werd' ich mein Schätzel wohl kriegen?
Ade! Ade!
Und ist es nicht Morgen, ach, wär es doch
heut'!
Es macht uns Beiden wohl große Freud'!
Ade! Ade! Ade! Ade! Ade! Ade!
Ja, Scheiden und Meiden tut weh, tut weh!
Ja, Scheiden und Meiden tut weh, tut weh!
|
Achim von Arnim and Clemens
Brentano, Des Knaben Wunderhorn,
vol. 1 (Heidelberg, 1806), 254–4. |
|
|
|
No. 4 |
|
Nicht wiedersehn
Nun ade mein allerherzliebster Schaz,
Jezt muß ich wohl scheiden von dir,
Bis auf den andern Sommer,
Dann komm ich wieder zu dir.
|
Nicht wiedersehen
Und nun ade, mein allerherzliebster Schatz!
Jezt muß ich wohl scheiden von dir, von dir,
bis auf den andern Sommer;
Dann komm' ich wieder zu dir! Ade! Ade!
mein allerherzliebster Schatz,
mein allerherzliebster Schatz!
|
Und als der junge Knab heimkam,
Von seiner Liebsten fing er an,
Wo ist meine Herzallerliebste,
Die ich verlassen hab?
|
Und als der junge Knab' heimkam,
von seiner Liebsten fing er an:
„Wo ist meine Herzallerliebste,
die ich verlassen hab'?” |
Auf dem Kirchhof liegt sie begraben,
Heut ists der dritte Tag,
Das Trauren und das Weinen
Hat sie zum Tod gebracht.
|
„Auf dem Kirchhof liegt sie begraben,
heute ist's der dritte Tag!
Das Trauern und das Weinen
hat sie zum Tod gebracht!”
|
Jetzt will ich auf den Kirchhof gehen,
Will suchen meiner Liebsten Grab,
Will ihr alleweil rufen,
Bis daß sie mir Antwort giebt.
|
„Jetzt will ich auf den Kirchhof geh'n,
will suchen meiner Liebsten Grab,
will ihr all'weile rufen, ja rufen,
bis daß sie mir Antwort gab! |
Ey du mein allerherzliebster Schaz,
Mach auf dein tiefes Grab,
Du hörst kein Glöcklein läuten,
Du hörst kein Vöglein pfeifen,
Du siehst weder Sonn noch Mond!
|
Ei du, mein allerherzliebster Schatz,
mach' auf dein tiefes Grab!
Du hörst kein Glöcklein läuten,
du hörst kein Vöglein pfeifen,
du siehst weder Sonn noch Mond!
Ade, Ade, mein allerherzliebster Schatz,
mein allerherzliebster Schatz! Ade!
|
Achim von Arnim and Clemens
Brentano, Des Knaben Wunderhorn,
vol. 3 (Heidelberg, 1808), 15–16. |
|
|
|
No. 5 |
|
Selbstgefühl
Ich weiß nicht, wie mirs ist,
Ich bin nicht krank und bin nicht gesund.
Ich bin blessirt und hab keine Wund.
|
Selbstgefühl
Ich weiß nicht, wie mir ist!
Ich bin nicht krank und bin nicht gesund,
ich bin blessirt und hab' kein' Wund',
ich weiß nicht, wie mir ist!
|
Ich weiß nicht, wie mirs ist,
Ich thät gern essen und geschmeckt mir
nichts,
Ich hab ein Geld und gilt mir nichts.
|
Ich tät' gern essen und schmeckt mir
nichts,
Ich hab' ein Geld und gilt mir nichts,
Ich hab' ein Geld und gilt mir nichts,
ich weiß nicht, wie mir ist!
|
Ich weiß nicht, wie mirs ist,
Ich hab sogar kein Schnupftaback,
Und hab kein Kreutzer Geld im Sack.
|
Ich hab' sogar kein' Schnupftaback,
Und hab' kein' Kreutzer Geld im Sack,
kein Geld im Sack,
Ich hab' sogar kein' Schnupftaback,
Und hab' kein' Kreutzer Geld im Sack,
kein' Kreutzer Geld im Sack!
|
Ich weiß nicht, wie mirs ist,
Heirathen thät ich auch schon gern,
Kann aber Kinderschrein nicht hörn.
|
Ich weiß nicht, wie mir ist, wie mir ist!
Heirathen tät' ich auch schon gern,
kann aber Kinderschrei'n nicht hör'n,
Kinderschrei'n nicht hör'n!
Ich weiß nicht, wie mirs ist!
|
Ich weiß nicht, wie mir ist,
Ich hab erst heut den Doktor gefragt,
Der hat mirs unters Gesicht gesagt.
|
Ich hab' erst heut' den Doktor
gefragt,
der hat mir's in's Gesicht gesagt:
|
Ich weiß wohl, was dir ist,
Ein Narr bist du gewiß;
Nun weiß ich wie mir ist!
|
„Ich weiß wohl, was dir ist, was dir ist:
Ein Narr bist du gewiß!”
„„Nun weiß ich, wie mir ist,
nun weiß ich, wie mir ist;””
„ein Narr bist du gewiß!”
„„Nun weiß ich, wie mir ist,
nun weiß ich, wie mir ist!””
|
Achim von Arnim and Clemens
Brentano, Des Knaben Wunderhorn,
vol. 2 (Heidelberg, 1808), 61. |
|
|
|
|